1:0 in Barcelona – Die Furcht des grimmigen Prinzen
Die Kleeblatt Anekdoten
Geschichte lebt davon, erzählt zu werden. In einer Zeit in der der Ball beim Kleeblatt ruht, wollen wir den Blick auf einige außergewöhnliche Kapitel der Vereinsgeschichte werfen. Historische Erfolge, einzigartige Begegnungen und stille Helden leben in den Kleeblatt Anekdoten ein weiters Mal auf.
Für die vierte Anekdote der 17-teiligen Serie reisen wir heute nach Spanien.
Hans Hagen konnte so schnell nichts umwerfen – sowohl im übertragenen als im eigentlichen Sinn. Der „Grimmige Prinz“ hatte seinen Spitznamen nicht nur, da eine im Ersten Weltkrieg erlittene Verletzung eine Narbe in seinem Gesicht hinterlassen hatte. Er war auch ein unerbittlicher Verteidiger, der weder sich noch den Gegner schonte.
Gefürchtet bei seinen Gegnern, war Hagen im Ensemble der Fürther Ästheten von 1926 der Mann fürs Grobe. Doch am 5. Dezember 1926 überkam sogar diesen mit allen Wassern gewaschenen Kämpen das Zittern. Soeben hatte der Schiedsrichter ein Spiel abgepfiffen, das hinterher in Europa für Aufsehen sorgensollte. Der amtierende Deutsche Meister hatte nämlich gewonnen. Nicht irgendwo, sondern 1:0 beim FC Barcelona.
Das erste deutsche Team, dem dies gelungen war. Und Sekunden nach dem Abpfiff stürmten die ersten Reihen des ausverkauften Stadions den Platz. Hagen, das gab er später in einem Interview zu, sah sein letztes Stündchen geschlagen. Er erwartete, dass die stolzen katalanischen Fans ihn und seine Fürther Kameraden ob der Respektlosigkeit, das große Barca zu besiegen, in den Boden stampfen würden. Schon wollte sich Hagen den anstürmenden Massen stellen, da packten ihn einige kräftige Hände – und hoben ihn hoch. Es war die pure Begeisterung der Katalanen angesichts der wunderbaren Leistung der Fürther: Sie trugen die deutschen Gäste auf den Schultern vom Platz. Es war wohl die größte Anerkennung für die beste Fußballmannschaft, die die Spielvereinigung in ihrer Geschichte jemals hatte.